So. Nun kommt der Punkt, an dem es sich trotz aller geographischen Kenntnisse und allen organisatorischen Geschicks nicht vermeiden lässt, dass der Weg etwas ... sagen wir mal ... ungünstig verläuft. Denn im Gegensatz zu den ersten beiden ist die dritte Etappe lang. Sehr lang. So lang, dass ich keine Lust habe, sie in einem Stück abzureißen. Deshalb entscheide ich mich auf halber Strecke, kurz mal rechts abzubiegen und eine Zwischenstation einzulegen. Es hetzt mich schließlich niemand, und Morgen kann's ja weitergehen. Na, und was liegt denn da gerade zufällig auf dem Weg? Da könnte man doch ...
* Reifenquietschgeräusch *
Ungeplantes
Zwischenziel:
Nun ist Weimar zwar nichts gänzlich Neues für mich, denn vor einigen Jahren war ich schon mal für mehrere Tage hier, aber das ist zweifellos eine Stadt, die man auch mehrfach besuchen kann. Also los.
Zunächst mal das obligatorische Weimar-Foto, dass man als anständiger Tourist einfach machen muss. Quasi der schiefe Turm von Pisa Thüringens:
Das Goethe-und-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater.
Abgehakt.
Was ich aber seinerzeit in Weimar nicht besucht habe (aus dem einfachen Grund weil es damals noch gar nicht existierte), ist das Bauhaus - Museum. Es wurde im Jahr 2019 eröffnet, also genau zum 100-jährigen Jubiläum der Bauhaus-Gründung.
Schon das Gebäude, in dem nun also das Museum beheimatet ist, wurde ordnungsgemäß im entsprechenden Architekturstil errichtet: verschnörkelt, verspielt, reichlich verziert und angenehm unauffällig. Ähm, na ja, oder so ähnlich.
Aber was ist denn überhaupt "Bauhaus"? Den Namen hat man zwar schon häufiger mal gehört und ich meinte zu wissen, dass das irgendwas mit Architektur oder Malerei oder so zu tun hat ... aber ganz ehrlich: so richtig konnte ich mir nichts darunter vorstellen. (Hab's wohl auch nicht ernsthaft versucht.)
Also ganz kurz: Es war eine Kunstschule. Sie wurde 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründet (dass das ein berühmter Architekt war, weiß sogar ich). Das Besondere war, dass es keine klassische Kunstschule war, wie man sie bisher kannte, sondern dass hier Kunst und Handwerk zusammengeführt wurden und eine untrennbare Einheit bildeten. Das kann man sich dann zum Beispiel so vorstellen, dass die Studierenden nicht ausschließlich in Hörsälen und Unterrichtsräumen saßen, um Vorlesungen oder Seminare zu besuchen, sondern vormittags erstmal in der Werkstatt standen. Genauer:
Man könnte und müsste dazu natürlich noch viel mehr ins Detail gehen, aber dafür reicht hier einfach nicht der Platz. Und erst recht nicht meine Ahnung von der Materie! Also fahrt am besten nach Weimar und schaut es euch selbst an.
Um es kurz zu machen: Der Stil wirkte sich auf verschiedene künstlerische Bereiche wie Malerei, Objektkunst oder auch das Design von beispielsweise Möbelstücken, Spielzeug und Haushalts- oder sonstigen Gebrauchsgegenständen aus.
Ein Beispiel für Bauhaus - Architektur ist (so habe ich mir das zumindest gemerkt) die Variante, dass vorgefertigte Formen - quadratisch, rechteckig - in einer Art Baukastensystem beliebig miteinander kombiniert werden können, wodurch am Ende unterschiedliche Gesamtgebäude entstehen. Sehr effizient und platzsparend. Ich muss an Tetris denken.
Das gleiche Prinzip
lässt sich übrigens auch
auf Möbel anwenden
und jetzt wissen wir auch,
woher IKEA seine Ideen hat.
Wenn ich also eingangs schrieb, dass ich VOR Besuch des Museums gar nicht so recht wusste, was man unter Bauhaus eigentlich im einzelnen versteht, dann muss ich ganz offen zugeben: NACH dem Besuch weiß ich es immer noch nicht genau. Und erklären kann ich es noch viel weniger. Aber trotzdem bin ich selbst überrascht, wie faszinierend und spannend ich die Ausstellung bzw. das ganze Thema finde. Da hat sich mein ungeplanter Abstecher alleine dafür schon hundertfach gelohnt.
Aber auch außerhalb des sich unauffällig ins Stadtbild schmiegenden Bauhaus-Gebäudes hat Weimar viel Schönes zu bieten. Zum Beispiel diesen schicken Platz mit Cranachhaus (oben) und Rathaus (das ich vom letzten Besuch irgendwie weniger weiß in Erinnerung hatte. Hmmm.)
Ein Trip nach Thüringen wäre natürlich nicht vollständig ohne eine Thüringer Rostbratwurst.
Doch auch internationale Küche wird geboten.
Und zum Abschluss, ist doch klar ...
Unter dem gestrengen Blick der Herren Goethe und Schiller ...
(hier nochmal zur Erinnerung)
... und anderer literarischer
Größen der Stadtgeschichte ...
... fühle ich mich geradezu genötigt, die Stadt nicht ohne ein neu angeschafftes Buch zu verlassen. Entsprechende Fachgeschäfte gibt es zur Genüge.
Buchhandlungen, die ihrerseits schon orthographische Schwächen offenbaren,
fallen allerdings raus.
Meine Wahl fällt also auf diesen
sympathischen kleinen Laden,
der von innen übrigens wesentlich
größer ist als er von außen aussieht.
Immer noch unter immensem Druck stehend ob der gestrengen Blicke ... siehe oben ...,
traue ich mich nicht, ein richtig cooles Buch über beispielsweise eine blutige Invasion von Tentakel-Aliens, die die Menschheit versklaven und letztlich nur durch den mutigen Einsatz einer Gruppe von Außenseitern besiegt werden, zu erwerben. Das schränkt die Auswahl an interessanten Titeln naturgemäß deutlich ein.
Letztlich habe ich mich für irgendwas mit "Philosophen" im Titel entschieden - ich denke, damit bin ich auf der sicheren Seite.
Und ZACK - sage ich Weimar auch schon wieder Lebewohl und hoffentlich Auf Wiedersehen und mache mich auf den Weg zum eigentlichen nächsten Ziel. Dem dritten auf meiner Liste!