Deutschlandreise



 

 

 

Letztes Ziel:

 

 

Die letzte Etappe führt mich nach Niedersachsen, in die zwischen Bremen und Osnabrück gelegene, rund 34.000 Einwohner zählende Stadt Vechta. Die erste Überraschung: Es handelt sich um eine Universitätsstadt. Laut Selbstauskunft ist die dortige Uni "eine kleine, moderne Campushochschule mit Schwerpunkten im Lehramt, den Sozialen Dienstleistungen und einem Zwei-Fächer-Bachelor [...]" Sieh an.

Die zweite Überraschung: Es gibt im Innenstadtbereich kostenlose Parkplätze. Das könnte ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal sein.

 

 

Ein erster Spaziergang durch den Ortskern zeigt: Es gibt ein paar schöne, alte Gebäude.

 

 

Na ja, zumindest obenrum ...

 



 

Der Zentrumsbereich scheint in erster Linie aus einer Hauptstraße zu bestehen, die dann auch konsequenterweise "Große Straße" heißt und an der sich überwiegend die innenstadtüblichen Geschäfte bekannter Ketten tummeln; eine Fußgängerzone gibt es hier offenbar nicht. Dafür aber andere kleine Sehenswürdigkeiten am Rande, wie zum Beispiel diesen originellen Brunnen (auch wenn er bei frostigen Temperaturen verständlicherweise gerade außer Betrieb ist).



 

Auch schön: Hier steht mal kein typisches Reiterstandbild, sondern das Pferd wird geehrt!

Es handelt sich um den Wallach Warwick Rex, auf dem Springreiter Alwin Schockemöhle 1976 olympisches Gold gewann.



 

Weil pünktlich mit meinem Eintreffen in Vechta der Regen einsetzt,

flüchte ich zunächst mal ins Museum am Zeughaus.

 

 

Dort ist es trocken und warm und es gibt ganz unterschiedliche Dinge zu bestaunen.

 

 

Neben allgemeinen Informationen zur Stadtgeschichte ...


... existiert auch ein eigener Bereich zum Thema "Gefängnis in Vechta".

Da wird auf eine 900-jährige lokale Tradition zurückgeblickt. Ja nun.



 

In der oberen Etage finden wechselnde Ausstellungen statt; die aktuelle dreht sich um niemand geringeren als Ötzi. Ja, genau. Der Gletschermann nun auch in Vechta!

Präsentiert werden Infos und Einzelheiten zu seinem Fund, dem aktuellen Stand der dazugehörigen Forschung und ganz allgemein zu dem Zeitalter, in dem er gelebt hat.

 

Ich gebe zu: Ihn hatte ich hier nicht erwartet!

(Auch wenn es natürlich nicht das Original ist.)



 

 

 

Wieder zurück unter freiem Himmel, stoße ich noch auf dieses Hinweisschild und frage mich, was man sich darunter wohl vorzustellen hat.

 

Ich glaube, ich möchte es nicht herausfinden.



Da sich die Wettersituation derweil sogar noch weiter verschlechtert hat, mache ich nun das, was man in normalen Städten bei Regen-Schnee-Matsch halt so macht:

 

Den lokalen Buchhandel

unterstützen.

 

 

 

Ins Kino gehen.



 

Kurze Abschweifung:

Aus beruflichen Gründen durfte ich in diesem Jahrhundert tatsächlich stets kostenlos ins Kino. Nun muss ich also doch seit langem mal wieder eine Karte kaufen und ich bin ehrlich beeindruckt, wie günstig das immer noch ist. Da arbeiten Hunderte von Menschen jahrelang an einem Film, dessen Herstellung eine dreistellige Millionensumme kostet. Anschließend sind nochmals Hunderte von Menschen daran beteiligt, ihn weltweit in Tausende von Kinos zu bringen - und ich kann ihn dann für ein paar Euro sehen. Verrückt.

Ich sag's mal so: da habe ich für die gestrigen zwei Bier in Kühlungsborn mehr bezahlt. Ich werde daran zurückdenken, wenn ich das nächste Mal 40€ für einen Stadionbesuch, 80€ für ein Konzert oder 120€ für ein Musical hinlegen soll.

(Wie gut, dass es hier keine Kommentarfunktion gibt, sonst wäre mir jetzt der Shitstorm sicher. Höhö.)

 

 


 

Weiter geht's: Am nächsten Morgen hat sich das Wetter ein kleines bisschen gebessert, so dass ich meine Vechta-Erkundung fortsetzen kann. Und irgendwie stößt man doch immer wieder auf das Thema "Gefängnis". Faszinierend.

 



 

Im 17. Jahrhundert wurde in Vechta eine Zitadelle errichtet. Sie stand ziemlich genau einhundert Jahre, bevor sie aufgegeben und geschleift wurde. Davon erhalten bzw. wiederaufgebaut sind lediglich Kaponier (siehe oben) und Zeughaus (heutiges Museum, siehe ganz oben).

Um das Jahr 1990 wurde auf ihrem ursprünglichen Gelände der sogenannte Zitadellenpark errichtet. Mittels angelegter Wälle, Wege und Gräben kann man sich seitdem ein ungefähres Bild von Aufbau und Umfang der einstigen Festungsanlage machen.

 



 

 

 

Der Holzturm auf dem Bild oben rechts zeigt ein weiteres Projekt, das innerhalb dieses Parks begonnen wurde: Die Rekonstruktion einer - nicht zur Zitadelle gehörenden - mittelalterlichen Burg.

 

Siehe auch:

 


Gibt als Fotomotiv ja sogar noch etwas mehr her:

 



 

 

 

Gerade in Verbindung mit nassgrauem, trübem Regenwetter und Krähen kommt hier echtes Mittelalter-Feeling auf.


 

Der Name "Vechta" leitet sich übrigens vom althochdeutschen Wort "vecht" ab und bedeutet soviel wie "feuchtes Land". Unabhängig von der dazu passenden Witterung, die ich heute vorfinde, liegt der Grund dafür in der Lage der Stadt im Bereich einer ursprünglichen Moorlandschaft. So liegt östlich von Vechta auch heute noch das "Große Moor", ein ausgedehntes Hochmoorgebiet.

 

Auf einen Ausflug dorthin verzichte ich zwar, allerdings bekomme ich hier gerade schon einen ganz guten Eindruck, wie ich mir das so ungefähr vorzustellen habe:

 



 

 

Tja, und damit nehme ich Abschied von Niedersachsen. Indem ich mein letztes Ziel auf dieser Tour verlasse, endet meine kleine Deutschlandreise auch schon. Von hier aus schaffe ich es in rund zwei Stunden nach Hause und das war's dann.

 

 


Meine Rundfahrt hat insgesamt acht Tage gedauert. Sie führte mich neben den fünf zufällig ausgelosten Zielorten Westerburg, Neustadt an der Weinstraße, Fürstenberg/Havel, Kühlungsborn und Vechta zu zwei spontanen Abstechern: einem kurzen (Frankfurt) und einem nicht ganz so kurzen (Weimar).

Damit habe ich (Start- und Zielort nicht mitgezählt) in sechs Bundesländern Halt gemacht, drei weitere durchquert und alles in allem genau 1.891 Kilometer zurückgelegt.


Wie lautet nun mein Fazit?

Egal wohin mich der Zufall geführt hat; wie groß oder klein, wie berühmt oder unbekannt oder unscheinbar eine Stadt auch sein mag. Ob Landschaft, Kultur, Küche, Architektur oder Geschichte - es gibt überall etwas Interessantes, Spannendes, Neues zu entdecken und zu lernen.

 

Und das ist doch gut zu wissen.

 

 

ENDE

 

 

 

 

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