31. Dezember 2021
Die Nummer 1 dieses Jahres ist mit Dirk Roßmanns "Der neunte Arm des Oktopus" ein Roman, der Ende 2020 erschienen ist und sich bis weit ins neue Jahr hinein vorne in den Bestsellerlisten halten konnte. Im November dieses Jahres kam dann zudem die Taschenbuchausgabe heraus, wodurch die Verkäufe nochmals neu angefacht wurden und der Vorjahres-Neunte sich den ersten Platz 2021 sichern konnte.
Diesen Erfolg nutzend, erschien vor wenigen Wochen bereits der Nachfolgeband "Der Zorn des Oktopus", der diesmal in Zusammenarbeit mit Co-Autor Ralf Hoppe entstand. Oder war vielleicht eher Dirk Roßmann der Co-Autor? Wie auch immer - trotz der kurzen Zeitspanne zwischen Veröffentlichungstermin und Jahresende katapultierte sich die Fortsetzung auf Rang 3 der Bestenliste.
Der Vorjahressieger "Der Wal und das Ende der Welt" des Briten John Ironmonger hat auch im zweiten Pandemiejahr nichts an Aktualität verloren und landete auch dieses Mal wieder ganz weit vorne. Mal schauen, wie viele Pandemiejahre ihm noch ... aber lassen wir das ...
Dem viertplatzierten Roman "Die Anomalie" hat sicherlich die eine oder andere Besprechung prominenter Literaturkritiker geholfen, doch ganz unabhängig davon hat der Franzose Hervé Le Tellier hier tatsächlich eine sehr originelle Geschichte vorgelegt, die sich sicher noch einige Zeit in den Bestsellerlisten halten wird.
Auf den Rängen 5, 6 und 8 finden sich mit "Corpus Delicti", "1984" und "Qualityland 2.0" altbekannte Dauerbrenner, deren langanhaltender Erfolg einfach immer wieder beeindruckend ist.
Ebenfalls ein alter Bekannter ist "Der Wüstenplanet" auf Position 7. Frank Herberts Klassiker aus dem Jahr 1966 hat hier natürlich von Denis Villeneuves Neuverfilmung profitiert, in deren Fahrwasser übrigens auch die von Jakob Schmidt neu übersetzten Fortsetzungen "Der Herr...", "Die Kinder..." und "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" sehr ordentliche Verkaufszahlen erzielten.
Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro hat nach "Alles, was wir geben mussten" (2005) nun mit "Klara und die Sonne" erneut einen Science-Fiction-Roman vorgelegt und konnte sich damit Platz 9 sichern.
Die Top 10 werden abgerundet von Andy Weir, der nach seinem Megaerfolg "Der Marsianer" und dem durchwachsen aufgenommenen Nachfolger "Artemis" in diesem Jahr mit "Der Astronaut" wieder einen echten Volltreffer gelandet hat. Der Mann ist also definitiv kein One-Hit-Wonder. Gut zu wissen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass neben langjährigen Klassikern vor allem solche Romane gefragt sind, die die allgegenwärtigen Themen wie Klimakatastrophe, Globalisierung, Gesundheitssystem o.ä. behandeln - und da uns diese allesamt auch in den nächsten Jahren reichlich beschäftigen werden, darf man gespannt sein, was den Autorinnen und Autoren dazu noch so alles einfällt.
Die Top 10 des Jahres 2021 im Überblick:
Die Preisträger des Jahres
(Romane)
Arthur C. Clarke Award
Laura Jean McKay
"The Animals in that Country"
{Noch nicht auf deutsch erschienen}
Trend 2021:
More of the same?
Bei der Betrachtung sowohl der Verkaufs- als auch der meisten Preisträgerlisten im Science-Fiction-Bereich (und sicher nicht nur dort) drängt sich der Verdacht auf: Es gibt relativ wenig Neues unter ... ähm ... den Sonnen.
Nichts gegen Martha Wells' nunmehr fünfte Killerbot-Geschichte "Der Netzwerkeffekt" - aber war das wirklich DER alles überragende Roman des Jahres, der drei der wichtigsten Preise abräumen musste und gegen den niemand eine Chance hatte? Nichts gegen Andreas Eschbach, aber ist er wirklich der einzige deutschsprachige SF-Autor, der zuverlässig Top-Qualität abliefert und deshalb den Kurd-Laßwitz-Preis wieder und wieder gewinnen muss?
Doch nicht nur die Preisträger kommen einem häufig sehr bekannt vor, auch schon auf den Nominierungslisten - national wie international - finden sich doch erstaunlich regelmäßig die immer gleichen Namen. Newcomer scheinen es schwer zu haben, und zwar nicht nur bei Award - Abstimmungsberechtigten, sondern auch beim kaufenden Publikum: Jahrzehntealte Klassiker tummeln sich fröhlich auf den Bestsellerlisten, Fortsetzungen, Mehrteiler und Serien dominieren die Verlagsprogramme.
Den Verlagen kann man dafür nur bedingt Vorwürfe machen, denn wer mit der Veröffentlichung von außergewöhnlichen Stoffen oder unbekannten Namen schon mehrfach auf die Nase gefallen ist, der greift beim nächsten Mal eben doch lieber wieder zum hundertfach bewährten.
Hier sind also wir alle gefragt, einfach häufiger zu etwas Neuem, Anderen, Unbekannten zu greifen. Darunter sind dann sicher nicht immer nur Volltreffer, aber weniger langweilig ist es auf jeden Fall, und spannende Neuentdeckungen sind eben auch nur so zu machen. Also nur Mut. Damit der Markt vielleicht in eine etwas andere Richtung regelt. Wir sind der Markt.