Richard Schwartz
Fluchbrecher. Die Eisraben-Chroniken 1
2018
Piper
480 Seiten
Das Bewusstsein einer Ex-Soldatin, die nach einem Unfall größtenteils gelähmt ist, wird in ein Computerspiel transferiert, so dass sie fortan vollständig integriert innerhalb eines Online-Fantasyrollenspiels lebt. Dort besteht sie Abenteuer, kämpft gegen Dämonen oder andere Spieler, erfüllt Questen und findet dabei sowohl neue als auch alte Freunde (und Feinde).
Eine Geschichte mit SF-Hintergrund also, die aber zu 99% innerhalb des RPGs stattfindet und sich somit trotz gelegentlicher Bezüge zur "echten" Welt überwiegend nach Fantasy anfühlt.
Apropos Rollenspiel. Genau wie ein solches ist der Roman aufgebaut: die ersten 10-20% vergehen mit der langwierigen Charakterauswahl der Spielerin sowie mit quälend ausführlichen Erklärungen zu Regelwerk und Eigenheiten dieses speziellen Games. Wenn es dann endlich losgeht, heißt das: Bei jedem Betreten eines Raums, bei jeder Begegnung mit anderen Lebewesen, bei jedem Zauberspruch oder auch nur beim Aufheben eines Gegenstands ... kurz: bei JEDER NOCH SO KLEINEN VERDAMMTEN AKTION werden erst mal lang und breit sämtliche neuerworbenen (und auch nochmal alle alten) Skills, der aktuelle Status, Bewaffnung, Ausstattung usw. aufgelistet und ja - das ist tatsächlich genau so nervtötend wie es sich anhört. Für passionierte Rollenspielfans mag das möglicherweise (?) noch irgendwie unterhaltsam sein, allen anderen hingegen droht tödliche Langeweile.
Im Verlauf der Geschichte werden diese Auflistungen und Erklärungen zum Glück seltener, ein echter Spannungsbogen ist allerdings weiterhin nicht zu erkennen. Die ganze Zeit über läuft alles vollkommen glatt und unkompliziert ab; sobald doch mal ein Hindernis auftaucht, wird schnell ein dazugehöriger Zauberspruch erlernt und - puff! - ist das Problem auch schon gelöst.
Bei den "Eisraben-Chroniken" handelt es sich um einen Mehrteiler (Titel der Fortsetzung: "Monsterjäger"), aber nach tapferem Überstehen des ersten Bandes wäre schon ein hohes Maß an Leidensfähigkeit vonnöten, um sich in dieser Welt freiwillig noch weiter langweilen zu wollen.