John Ironmonger

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

"The Wager and the Bear" 

 

2023

   

  

 

 

Übersetzung: Tobias Schnettler

S. Fischer

416 Seiten



 

Der Brite John Ironmonger landete mit "Der Wal und das Ende der Welt" einen Bestseller, der zumindest in Deutschland nicht zuletzt davon profitierte, dass die Übersetzung im Jahr 2019 erschien und kurz darauf Themen wie "Weltweite Pandemie" und "Lockdown" verdammt aktuell wurden - und genau darum ging es im Roman.

Dass der Erfolg keine Eintagsfliege war, bewies der Autor mit der ebenfalls sehr gut verkauften, 2021 veröffentlichten Novelle "Das Jahr des Dugong". Darin waren Klimawandel und Artensterben die Hauptthemen - nun ja, und die sind bekanntermaßen seit langem und noch für viele, viele Jahre brandaktuell.

 

So dreht sich denn auch sein neuestes Werk erneut um die Klimakatastrophe. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit der kleinen Küstenortschaft St. Piran, die Jahre zuvor bereits Schauplatz von "Der Wal und das Ende der Welt" war. Das ist hier allerdings nur ein kleiner Insider-Gag, ansonsten haben die Bücher nicht viel miteinander zu tun.

Hier geht es nun um eine Wette, die in der örtlichen Kneipe aus einer Bierlaune heraus zwischen einem jungen Studenten und einem aufstrebenden Lokalpolitiker abgeschlossen wird. Sie dreht sich um die Frage, wie sich der Anstieg des Meeresspiegels vor Ort auswirken wird; dementsprechend läuft sie über einen Zeitraum von 50 Jahren. Tja, Kneipenwetten eben.

Die Geschichte folgt nun dem Lebensweg der beiden Protagonisten über die nächsten Jahrzehnte, in denen sie beruflich wie privat allerlei erleben und sich ihre Wege immer mal wieder kreuzen.

 

Das Interessante am Roman ist, neben den Figuren und ihren Erlebnissen, dass wir beim Lesen die eine oder andere spannende Information zum Thema erhalten. Der Autor hat wie üblich ordentlich recherchiert, aber da seine Protagonisten ziemlich "normale", nachvollziehbar gezeichnete Personen sind, wird hier nicht einfach doziert, sondern anhand der unterschiedlichen Lebenswege der beiden Männer wie nebenbei immer mal wieder Wissenswertes eingestreut. Dadurch wird schön verdeutlicht, wie die aktuelle und zukünftige Entwicklung ganz langsam und schleichend Einzug in unser aller Leben erhält. Gut gemacht!

 

Ein Kritikpunkt ist allerdings, dass das alles manchmal etwas ZU nett-naiv wirkt. Der Gute in dieser Geschichte ändert sich kaum nennenswert, denn er ist ja gut. Der Schlechte ändert sich immer mal wieder ein bisschen - üblicherweise genau dann, wenn es gerade darauf ankommt. Es ist zu befürchten, dass die Welt so nicht funktioniert.

 

Was bleibt, ist eine schöne Geschichte, die sich angenehm wegliest, aber insgesamt doch wesentlich weniger Tiefgang hat als erhofft, oder auch als zum Beispiel das Vorgängerbuch „Das Jahr des Dugong“.

Fazit: Ein "Ist ganz okay" - Buch.


John Ironmonger

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2024