Dan Abnett

Planet 86

"Embedded"

 

2011

   

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzung: Alfons Winkelmann

Heyne

431 Seiten

2. Auflage 2012



 

Der Hintergrund

Der Brite Dan Abnett ist in erster Linie als einer der Autoren der "Warhammer 40.000" - Reihe bekannt. Diese spielt in einem weit in der Zukunft angesiedelten, ursprünglich aus einem Tabletop-Spiel hervorgegangenen Universum, welches nicht zuletzt von Abnett maßgeblich geprägt und mitgestaltet wurde. Auch an diversen anderen Buch- sowie Comicserien hat er mitgearbeitet. 
Mit "Planet 86" legte er seinen ersten eigenständigen Einzelroman vor.

 

 

Das Thema

Krieg

 

 

Der Einstieg

"Auf der digitalen Brosche am Halsabschluss seines Einteilers stand FANCIMAN, MAJOR GENE GILLARD, S.O.M.D., aber nach dem Händeschütteln und der Begrüßung war klar, dass der Major eine maniriertere Aussprache seines Nachnamens pflegte, so etwas wie 'Funsmun'."

Soviel ist gleich mal klar: You're in the Army now.

 

 

Der Inhalt

Die Menschheit hat in einer nicht näher bezifferten Zukunft zahlreiche erdähnliche Planeten kolonisiert. Einer davon ist "Planet 86" (einen richtigen Namen muss man sich offenbar erst verdienen), auf dem eine mysteriöse kriegerische Auseinandersetzung stattfindet, deren genaue Hintergründe von der örtlichen Regierung geheim gehalten werden. Die Hauptperson der Geschichte, ein berühmter Journalist, erhält eines Tages das Angebot, sein Bewusstsein mittels einer neuartigen - aber auch noch inoffiziellen und unerprobten - Methode in den Körper eines Infanteriesoldaten hineinversetzen zu lassen. Auf diese Weise ins Kampfgeschehen eingebunden hofft er, Einzelheiten über diesen geheimen Krieg herauszufinden. So findet er sich unvermittelt auf dem Schlachtfeld wieder, gefangen im Körper eines Fremden. Doch gegen wen kämpft er eigentlich? Und warum?

 

 

Form, Stil und Sprache

Wir erleben die Geschichte aus der Perspektive von Lex Falk - dem Journalisten, der sich in Ausübung seiner Aufklärungspflichten in einen fremden Körper versetzen lässt. So knallhart und knackig wie sein Name ist auch sein Charakter. Und auch der seiner Kameraden. Und nicht zuletzt der Schreibstil von Mr. Abnett.

 


Lob und Kritik

- - - - - Müder Beginn - - - - -

Martialisches Cover, kernige Sprüche, ein staubiger Planet voller Soldaten ... und dann passiert erst mal gar nichts.

Wer hier einen actiongeladenen Reißer erwartet, bekommt ihn auch. Aber noch nicht auf den ersten hundert Seiten. Erst mal braucht es viel Geduld ...

Diese überlange Einleitungsphase wäre ja sogar noch verzeihlich, wenn sie denn wenigstens für tiefschürfende Charakterstudien der Protagonisten genutzt würde. Wird sie aber nicht. Stattdessen ist sie einfach nur langweilig.

 

- - - - - Beliebiges Kriegsszenario - - - - -

Wer kämpft hier gegen wen? Das ist eine der zentralen Fragen, die den Protagonisten an- und die Handlung vorantreiben. Das Problem ist jedoch: Letztlich ist das völlig egal! Alles, was wir wissen müssen ist: hier sind die Guten, dort drüben die Bösen. Warum das so ist, muss man als Leser ja nicht unbedingt hinterfragen. Die Protagonisten tun es schließlich auch nicht.

Das klingt oberflächlich? Ist es auch.

 

+++++ Avatar - Thematik mit zusätzlichem Kniff - - - - -

Die Idee, das Bewusstsein eines Menschen in den Körper eines anderen wechseln zu lassen, ist zwar nicht gerade neu, aber in diesem Roman wird sie um den spannenden Aspekt erweitert, dass der so besetzte Körper nicht einfach nur als "Fahrzeug" genutzt wird, sondern gleichzeitig immer noch von seinem eigentlichen Besitzer "bewohnt" ist. Das ergibt eine originelle Konstellation, die dem Thema neue Facetten abgewinnt - ganz besonders nach den schon bald eintretenden dramatischen Ereignissen...

Leider wird diese Chance recht kläglich vertan, denn die doch eigentlich sehr originelle Ausgangssituation spielt für die Handlung letztlich kaum eine Rolle und wird mehr oder weniger nur am Rande abgehandelt. Damit wird der Science Fiction - Anteil dieser Geschichte sträflich vernachlässigt und die Story entwickelt sich zu einem fast lupenreinen Kriegsbericht.

 

 - - - - - Landserlyrik - - - - -

Sätze wie "Irgendwo links von ihnen ratterte eine Maschinenpistole wie eine Nähmaschine." (S.226) oder markige Machosprüche der Sorte "'Ich glaube, ich habe gerade einen Hurensohn abgefackelt" (S.225), gepaart mit teils schwärmerischen Beschreibungen von Funktionsweisen und Besonderheiten diverser Handfeuerwaffen ... Es braucht schon einen ganz speziellen Zugang zur Armee- und Kriegsthematik, um am Grundton dieser Erzählung Gefallen zu finden. Ein solcher ist jedoch nicht Jedem gegeben.

  

 

Das Fazit

Sehr geradlinige - um nicht zu sagen: primitive - Military SF mit jeder Menge "Military", aber relativ wenig "SF".


Dan Abnett

Planet 86

Eine sf-Lit Rezension von 2015