Simon Stålenhag

The Electric State

"Passagen" 

 

2017

   

  

 

 

Übersetzung: Stefan Pluschkat

Fischer Tor

141 Seiten



Ursprünglich schuf der schwedische Künstler Simon Stålenhag "nur" Bilder. Zumeist zeigten sie natürliche Landschaften oder vertraut wirkende Szenerien, in die dann aber Fremdartiges einbrach, beispielsweise in Form von futuristischen Maschinen, Robotern oder ähnlichem. Irgendwann begann er damit, aus mehreren solcher Bilder eine zusammenhängende Geschichte zu komponieren - und so entstand das Konzept der sogenannten "Illustrierten Romane". 

Diese Bezeichnung ist auch für "The Electric State", sein drittes Buch dieser Art, treffend gewählt, denn es handelt sich weder um ein reines Bilderbuch, noch um einen Comic oder, wie man auf den ersten Blick vielleicht denken könnte, um einen Bildband mit lediglich kurzen erläuternden Bildunterschriften. Der Text für sich genommen umfasst etwa Novellenlänge und würde auch fast ohne Illustrationen funktionieren. Aber das wäre natürlich nur der halbe Spaß (obgleich er auch schon sehr gelungen ist).

 

Erzählt wird eine Alternativwelt-Roadtrip-Geschichte, in der die junge Protagonistin in Begleitung eines mysteriösen Roboters ein postapokalyptisches Amerika durchquert, welches von Drohnen, Androiden und seltsam "ferngesteuerten" Menschen bevölkert ist. Wie es dazu kam, wird in Rückblenden erzählt und soll an dieser Stelle nicht näher verraten werden. (Profi-Tipp: Den Klappentext meiden!)

Herausgekommen ist dabei eine extrem coole Story in einem extrem coolen Setting.

 

Das Besondere an diesem Buch sind nun eben jene zahlreichen ein- bis zweiseitigen Illustrationen, die eindrucksvoll die Wurzeln des Künstlers demonstrieren. Am Computer erstellt, an Ölfarben-Optik angelehnt, dabei sehr detailliert und nahezu fotorealistisch gezeichnet, ergänzen sie den Text perfekt, indem sie dem Leser/Betrachter das dystopische Szenario und die abgefahrenen Kreaturen aus Sicht der Erzählerin noch einmal ganz besonders nahebringen. Es ist natürlich zu erkennen, dass es gemalte Bilder sind, aber schon aus einem halben Meter Entfernung wirken sie bereits wie Original-Fotografien ... was die darauf abgebildeten surrealen Szenen umso eindringlicher macht.

 

Für ein Buch, das an einem einzigen Nachmittag durchgelesen ist, mag der Preis hoch erscheinen - aber da steckt dermaßen viel drin und man wird es garantiert noch so oft zur Hand nehmen, dass es sein Geld allemal wert ist. Einfach genial!


Simon Stalenhag

The Electric State

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020