Marc-Uwe Kling

Views

 

2024

   

 

  

 

 

 

 

 

Ullstein

269 Seiten



 

Marc-Uwe Kling, berühmt geworden durch seine "Känguru"-Kurzgeschichten und die "Qualityland"-Romane, weist gerne darauf hin, dass es sich bei "Views" NICHT um ein humorvolles Werk handelt, wie wir es sonst von ihm gewohnt sind, sondern um einen lupenreinen Thriller. Und das stimmt auch. Zwar nicht in der explizit-detailliert-folterpornomäßigen Skandinavien-Variante, aber unschöne Dinge passieren hier auf jeden Fall auch.

Ist es auch Science-Fiction und somit qualifiziert für 'sf-Lit'? Das ist zunächst gar nicht so offensichtlich, aber abschließend lässt sich die Frage mit einem klaren "Ja" beantworten.

 

Weiterhin betont der Autor, dass man am besten vor dem Lesen so wenig wie möglich vom Inhalt wissen sollte. Auch das ist tatsächlich sinnvoll, deshalb soll an dieser Stelle gar nicht detailliert auf die Handlung eingegangen werden. Halten wir es also kurz und eher allgemein:

 

Als Krimi bzw. Thriller kommt der Roman recht konventionell daher, inklusive einiger typischer Genre-Klischees, aber die Grundidee dahinter ist schon ziemlich spannend.

Zudem wirft der Autor - und zwar wie bereits bei "Qualityland" sehr gekonnt - einen genauen Blick auf unsere Gesellschaft, auf bestimmte Mechanismen und Automatismen, auf Manipulation und Desinformation, auf jene, die das auszunutzen versuchen und wohin das alles führen kann. Oder besser: bereits führt! Denn was in "Views" passiert, ist uns in ganz ähnlicher Form in der wirklichen Welt bereits mehrfach begegnet; hier wird es lediglich konsequent zu Ende gedacht. Das ist alles in allem sehr realistisch und erschreckend.

Die Stärke des Buchs liegt also weniger in der Krimihandlung, sondern in der präzisen Beobachtung bestimmter gesellschaftlicher Entwicklungen. Und was hat das mit Science-Fiction zu tun? Nun, die moderne Technik und der sogenannte Fortschritt bieten - wie immer - auch in negativer Hinsicht ganz neue Möglichkeiten.

Dessen sollte man sich bewusst sein, und da kann die Lektüre dieses Romans ganz bestimmt nicht schaden!

 


Marc-Uwe Kling

Views

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2024