Agustina Bazterrica
Wie die Schweine
"Cadáver exquisito"
2017
Übersetzung: Matthias Strobel
Suhrkamp
237 Seiten
Dieser Debütroman der Argentinierin Agustina Bazterrica spielt in einer Welt, in der alle(?) Tiere von einem für Menschen tödlichen Virus befallen wurden, so dass jeglicher Verzehr von Fleisch unmöglich geworden ist. Es sei denn ... man steigt auf Menschen um! Und genau so kommt es, denn die Gier und der Hunger nach Fleisch sind größer als alle Skrupel. Außerdem gilt es ja einen riesigen Industriezweig am Leben zu halten. (Und wer weiß: Vielleicht ist das Ganze sowieso nur alles Regierungspropaganda?)
Also werden ganz gezielt Menschen gezüchtet, die nicht als solche angesehen sondern gemästet und wie Vieh gehalten werden und ausschließlich als Nahrung dienen. Die Hauptfigur des Buches arbeitet in einem Schlachthof - gelernt hatte er einst noch, Tiere zu töten, doch mittlerweile werden dort eben Menschen gehalten und geschlachtet.
Die Idee hinter dem Roman ist klar: indem alle Grausam- und Ekelhaftigkeiten des exzessiven Fleischkonsums und der daraus folgenden Massentierhaltung auf den Menschen als "Opfer" übertragen werden, soll Kritik geübt und zum Überdenken unserer Gewohnheiten und Lebensweise angeregt werden. Und die Geschichte spart dabei auch wahrlich nicht mit Details - jeder einzelne Schritt von kompletter Entrechtung über Haltung, Transport und Schlachtung, über Jagd als Sportveranstaltung bis hin zu Tier- bzw. hier: Menschenversuchen wird haarklein dargestellt. Sprich: Es wird eklig.
Das soll schockieren, und das tut es natürlich auch!
Aber trotzdem: Die geplante Wirkung will sich nicht so recht einstellen. Das liegt vor allem daran, dass das ganze Szenario nicht wirklich glaubhaft beschrieben wird. Weder kann es eine Welt ohne Tiere realistischerweise geben, noch ist - bei allem Pessimismus und negativem Menschenbild - vorstellbar, dass innerhalb kürzester Zeit und ohne nennenswerten Widerstand der größte Teil der Menschheit zu Kannibalen wird. Somit funktioniert die ganze hier beschriebene Welt von vorne bis hinten nicht.
Hinzu kommt, dass die eigentliche Handlung des Romans so übersichtlich ist, dass sie auf wenige Seiten gepasst hätte. Die Autorin beschränkt sich stattdessen größtenteils auf das bloße Abhaken von allen möglichen Punkten, die die (zweifellos vorhandenen!) furchtbaren Zustände möglichst drastisch aufzeigen sollen.
Dass es unangenehm zu lesen wird, war aufgrund des Themas ja von vorneherein klar. Aber um auch als Geschichte halbwegs zu funktionieren, ist das hier gebotene dann doch eindeutig zu dünn.
Abschließendes Sahnehäubchen: Auch das Ende haut einfach nicht hin. Es wurde nur wegen der dramatischen Wirkung so geschrieben, passt aber absolut nicht zu dem, was vorher war. Einfach nur ein Knalleffekt, aber leider ein sinnloser. Nee, das war nix.
Fazit: Gut gemeint, aber leider nicht gut gemacht.